Realisierung mit dem Liedermacher und Bundespräsidentschaftskandidaten Frank Rennicke. Ein Tonträger über unsere Nationalhymne, das Deutschlandlied.
Zum Geleit:
Heinrich Hoffmann von Fallersleben
( 13. Juni 1809 in Frankfurt am Main; .20. September 1894 ebd.) hat insgesamt 500 Kinderllieder geschrieben und für 80 davon die Melodien geschaffen. Wer von uns sang nicht schon einmal seine Lieder, wie: „Alle Vögel sind schon da“, „Ein Männlein steht im Walde“, „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Darüber hinaus „Lieder der Landsknechte“, „Jägerlieder“, das Lied der Turner „Frei und unerschüttert wachsen unsere Eichen“ und viele Studenten- und Freiheitslieder. Seine wissenschaftlichen Studien umfaßten das Gotische, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsche mit allen seinen Mundarten, das Altsächsische, das Flämische, Holländische und Englische, sowie Skandinavische. Er war ein leidenschaftlicher Forscher und Sammler.
Die Unterdrückung der Flamen und alles Deutschen durch die Franzosen nach 1870/71 in Belgien bekümmerte ihn sehr. Der – in seiner Zeit fortschrittliche – politische Sänger, war nur eine Seite dieses Mannes. Hoffmann ist eine der vielschichtigsten Gestalten der Jahrzehnte um die Revolution von 1848 und um die deutsche Reichsgründung, was in seinem folgenden Lied am besten zum Ausdruck kommt: „Ich hab`s gewagt und wag es immer wieder – zwar sind die Tat nur meine Lieder; Doch was ich gesungen frei und offen, mein ganzes Glauben, Wünschen und Hoffen, es muß dereinst auf Erden zur Wirklichkeit werden.“
Im August 1841 wollte sich Hoffmann von Fallersleben, der zu den Feinden des damaligen Systems gezählt wurde, mit einigen Gessinnungsfreunden treffen. Zu diesem Zweck entschloß man sich, ins Ausland zu gehen, denn auf deutschem Boden war man vor feindlichen Spitzeln und Geheimdiensten nicht sicher. Man ging auf die damals zu englichen Krone gehörende Insel Helgoland und traf sich hier im politischen Ausland und träumte vom deutschen Vaterland. Eines Tages setzte Hoffmann sich „auf eine Klippe der Insel…, über sich den Himmel…, um sich herum das aufgewühlte Meer und das Land…, in weiter, nicht erreichbarer Ferne. Einsam auf Klippen, nichts als Meer und Himmel“, so beschreibt er die Minuten, als die im Unterbewußtsein aufgestauten Begriffe und Vorstellungen sich zu Worten und Versen fügten und nach und nach Zeile um Zeile, Strophe um Strophe wurde. Ergebnis einer Stunde, in der das ferne Land aus der Welt der Sehnsucht in einem großen Meer von Liebe versank. Lesen wir in aller Ruhe und unvoreingenommen alle Strophen dieses Liedes! Wir finden darin viele gute Wünsche und Ehrlichkeit. Wir finden unendlich viel Liebe und Glauben. Aus diesen Versen spricht nicht nur jahrtausendalte Verbundenheit der deutschen Stämme von Rhein und Donau, wie sie im Nibelungenlied ihren Niederschlag findet, sondern auch die Sorge des Minnesängers Walther von der Vogelweide um sein Vaterland. Ebenso wird die Liebe und Sehnsucht nach einem einigen Vaterland aller Deutschen, seit Friedrich Hölderlin, Theodor Körner, Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt und Freiherrn vom und zum Stein, sowie vieler anderer, hier dokumentiert.
Der aus England zurückgekehrte Joseph Haydn – einer der tragenden deutschen Säulen im musikalischen Raum seiner Zeit – sein eigener Stil, ohne je im Leben regelmäßigen Unterricht besucht zu haben, buchstäblich aus eigener Kraft gewachsen, litt sehr unter der Zerrissenheit Deutschlands. Er hatte hunderte Male in England erlebt und gesehen, welch ein verbindendes Band die Hymne in England über alle Stände hinaus knüpfte. Vom Alter gebeugt, um sein Vaterland von der aufziehenden Gefahr aus Frankreich besorgt, von den aufreizenden Rufen und schrillen Tönen der Französischen Revolution erschreckt, zieht er sich zurück, um seinem Kaiser und dem deutschen Volke eine der schönsten Melodien zu schenken. Er soll sie jeden Morgen gespielt haben und auch noch kurz vor seinem Tode, als er die Seinen das letzte Mal um sich gesammelt hatte, ließ er sich ans Klavier tragen und spielte diese unsterbliche Melodie, wie ein Chronist schreibt, „…während die Straßen Wiens vom Marschtritt der napoleonischen Truppen widerhallten, dreimal hintereinander.“ Diese wunderbaren Töne und die Verse Hoffmanns sehnten sich beide nach der Einheit Deutschlands, denn hier wurde ein Brückenschlag von Helgoland, dem nördlichsten und dem fast südlichsten Teil deutscher Lande geschlagen.
Nachtrag
Man muß sich an die Verhältnisse nach dem 30-jährigen Krieg erinnern: Das deutsche Volk lebte 130 Jahre nach dem Westfälischen Frieden in einem Zustand der Armut und in politscher Unterdrückung wie nie zuvor im Laufe seiner Geschichte. Aufgeteilt in eine Vielzahl von Fürstentümern, Großherzogtümern, Herzogtümern, freien Städten und allerlei Spielarten unabhängiger Feudalherrschaften – Unterdrücker aller Art. An den Höfen sprach man nicht deutsch, sondern französisch. Deutsch wurde als die Sprache des ungebildeten Volkes verachtet. Und man muß sich die Verhältnisse, die am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts geherrscht haben, vergegenwärtigen, um die ganze Not der Deutschen zu begreifen. Auf diesen Blättern ist ein kleiner Teil dessen aufgezeichnet, wie sich das deutsche Volk seit eh und je, in Zeiten größter Not, vor aller Welt zu seinem Deutschtum bekennt, wie es um sein Deutschtum rang, und wie es mit Hoffmanns „Lied der Deutschen“ zu unserem geheiligten Deutschland wurde. Wie es trotz totalem Zusammenbruch 1945 nicht verging, weil eben dieses, unser Volk der Deutschen, immer und immer wieder in Zeiten schlimmster Schmach neue Deutsche gebiert, die allzeit bereit sind, Vermögen, Stand, Familie und Leben für ihr Volk, für ihr Land, das sie so lieben, zu opfern. Junge Freiwillige haben das Lied der Deutschen erst bekannt gemacht, sie haben es bei Langemarck gesungen, als sie in den Tod gingen. Es war die Blüte der deutschen Jugend, die 1914 mit dem Deutschlandlied auf den Lippen voran stürmte und reihenweise ins Feuer der Briten lief. Es waren auch junge Freiwillige des letzten Krieges mit dem Lied der Deutschen auf den Lippen, die alles für ihr Vaterland gaben. Über Glück und Leid hat es uns begleitet, und bis heute ist es vielleicht zum letzten großen Symbol unseres vom Aussterben bedrohten Volkes geworden.
Die staatlichen Organisationen wechseln und ihre Herrschaftsformen wandeln sich, das Volk aber bleibt bestehen. Dies allerdings nur, solange seine sprachliche und biologische Substanz erhalten bleibt. Diese gilt es zu pflegen, und dies sollte auch heute geschehen.